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Die visuelle und erzählerische Verarbeitung meiner Familiengeschichte, die sich abrupt in einer Umbruchphase wiederfand.
Während dieser Zeit offenbarte sich mir, dass Leben und Sterben nahe beieinander liegen und das Enden von Gegebenheiten nicht immer negativ sein muss – speziell auf einem Bauernhof.
Ich bin im Zuhause.
Das ich hinter mir liess.
Bei meinen Eltern.
Ich möchte nicht hier sein.
Umstände verlangen es.
Mein Papa ist Bauer.
Und ich sein Ersatz.
Keine Nachfolge.
Denn es geht zu Ende.
Aber wie?
Dunkelheit.
Muhen weist den Weg zum Stall.
Schreie der Abhängigkeit.
Papa erklärt was zu tun ist.
Dann geht er duschen.
Mama fährt mit ihm los.
Sein Blick lugt aus dem Autofenster.
Da bin ich nun.
Am vertrauten Ort meiner Kindheit.
Er bringt Verantwortung mit sich.
Dieser werde ich nicht gerecht.
Ich fühle mich fremd.
Kommt Papa zurück?
Er tut es.
Mitsamt Tumor.
Die Intensivbetten sind voll.
Coronakranke.
Sein Eingriff zweitrangig.
Er habe sich verändert.
Distanzen hielten Einzug in die Ehe.
Ist der Tumor der Grund dafür?
Das eiergrosse Geschwür im Kopf?
Es wird weichen.
«Doch was wird er für ein Mensch sein, wenn er wieder aufwacht?»
Fragt Mama.
Der Alte?
Ein Anderer?
Ein Neuer?
Keiner mehr?
Er tut, was er seit Jahrzehnten tut.
Er pflegt das Leben auf seinem Hof.
Zieht es bisweilen aus einer Gebärmutter.
Mit einem Strick.
Aufstehen und Rausgehen bereiten mir Mühe.
Ein Grund dafür ist Scheisse.
Wortwörtlich.
Auch Innereien sind mir unangenehm.
Mir wird mulmig wenn Arme darin verschwinden.
Und blutige Nachgeburten daraus hervorkramen.
In purer Selbstverständlichkeit.
Er macht sich bemerkbar.
Der «Kampf» um Nachfolgerschaft auf dem Hof.
Fragen werden gestellt.
Hinter deren mitleidiger Fassade lauert Kalkül.
Wie regelt man so ein Erbe?
Zu viel Persönlichkeit steckt in ihm.
Zu viel für die Allgemeinheit.
Soll ich froh darum sein, dass es nicht meines ist?
Da liegt sie zum Unterschreiben auf dem Tisch.
Papas Patientenverfügung.
Mein hektisches Gekribbel am Blattende.
Es gibt mir das Recht mitzuentscheiden.
Über lebenserhaltende Massnahmen.
Sollte sein Körper zur vegetierenden Hülle verkommen.
Der Nachmittagnebel spuckt einen Viehhändler aus.
Er schreitet durch den Stall und frönt der Sachlichkeit.
Nichtträchtige Kühe bekommen eine Bezeichnung.
«Leer.»
Die Tiere begleiteten meinen Vater.
Über viele Jahre.
Nun werden sie zu Nummern.
Die bald im Schlachthof verschwinden.
Pragmatismus und Not geben sich die Hand.
Der Viehhändler spricht.
«Alles gehört in ein Raster.
Die Kühe, die Kälber, auch unsere Kinder.»
Ein vierfaches Muttertier ist so viel Wert wie meine Kamera.
Papa hüllt sich in Schweigen.
Mama fragt mit ironischem Unterton:
«Warum übernimmst eigentlich nicht du den Hof?»
Die Worte dringen tief.
Tränen brennen in meinen Augenwinkeln.
Ich kann sie nicht vergiessen.
Nicht vor diesem fremden Mann.
Dieser räsoniert.
„Bauer ist der schönste Beruf.“
Seine Schönheit ist aber nicht meine Schönheit.
Für meinen Vater ist er jedoch zentral.
Der Lebensinhalt.
Den er aus der Hand geben muss.
Mama äussert Bedenken.
«Das wird ihn zerstören!»
Anmerken lässt er es sich nicht.
Im Gegenteil.
Später offenbart er es mir.
Er kann nicht mehr.
Sein Körper macht nicht mehr mit.
Sein Gemüt zieht nach.
Er ist ein Wrack.
Der Beruf zollt Tribut.
Und seine Altersrente bleibt auf Abstand.
Nun der Tumor.
Ist er die Erlösung?
Er zieht zumindest einen Schlussstrich.
Zerrüttet ein ohnehin fragiles Familiengefüge.
Tiere, die Natur und die Vergangenheit.
Die Welt meines Vaters.
Buchhaltung, Vermarktung und Kontakt zur Aussenwelt.
Die Welt meiner Mama.
Yin und Yang.
Könnte man meinen.
Doch der Kreis hat Ecken, Kanten und Dellen.
Ich fühle mich in meine Jugend katapultiert.
Beim Gespräch darüber, wie es weitergehen soll.
Die Gemüter kochen über.
Vorwürfe knistern im Raum.
Die Situation eskaliert.
Unsere Stimmen weichen Geschrei.
Nicht bei Papa.
Er bleibt die Ruhe in Person.
Wie gewohnt.
Beneidenswerte Selbstkontrolle?
Die Absenz von Emotionen?
Der Tumor?
Er steht im Zentrum des Sturms.
Er ist das Zentrum.
Allmählich dämmert es mir.
Die Situation ist wie ein Vorbote.
Eines Bruchs.
Eines insgeheim erwünschten.
Sein Danach ruft sie hervor.
Die lähmende Resignation.
Den Schrecken.
Im Mikrokosmos meines Vaters.
Er widmete sein Leben der Kontrolle.
Dem Guten im Menschen.
Doch hackten sie drauf rum.
Auf seiner Vorstellung der Utopie.
Die Natur.
Der Zufall.
Der Zerfall.
Aber auch die Bürokratie.
Der vermeintliche Fortschritt.
Und nicht zuletzt die eigene Familie.
Zu lange bröckelte sie.
Brach mit ihr mein Vater?
Die Gesellschaft durchläuft eine Krise.
Und mit ihr unsere Familie.
Am Morgentisch erdrückt Stille.
Später schneidet Papa Mist-Zottel.
Vom Hinterteil eines Schafes.
Das Tier sei krank.
Niemand weiss genau was es hat.
Wie bei so vielen Tieren.
Eigentlich solle man es erschiessen.
Dem Fuchs verfüttern.
«Doch wir haben nichts hier zum Erschiessen.»
Das Sterben gehört zum Bauernhof.
Manchmal weicht jedoch die Kontrolle darüber.
Einer unaufhaltbaren Willkür.
Und es macht sich Verzweiflung breit.
Die Stimmung lockert sich.
Papa verweist auf das Positive.
Im Spital wird er endlich ausschlafen.
Nach gut 40 Jahren.
Klingt wie ein Witz.
Ist keiner.
«Weisst du, das Dings da…»
Papa vergisst Worte.
Lässt Sachen fallen.
Starrt ins Leere.
Der Fremdkörper im Kopf drückt.
Nicht nur aufs Hirn.
Auch auf den Alltag.
Kopfschmerzen auch durch eine Frage.
Wo sollen meine Eltern in Zukunft leben?
Hof und Wohnhaus sind gepachtet.
Erneut eine hitzige Diskussion.
Wie soll man so viel Besitz loswerden?
So viel Unrat?
So viel «daskannichschonnochirgendwanngebrauchen»?
Ricardo und Co.?
Digitales Neuland für meine Eltern.
Wie so vieles.
Der Abend im Stall.
Fast die ganze Familie.
Das gab es noch nie.
Etwas Versöhnliches.
Mama in Papas Revier.
Im dreckigen und stinkigen Stall.
Ihres: Die sterile Arztpraxis.
Gegensätze.
Papa hört Pink Floyd im Stall.
Die Melodien bleiben hängen.
Nein.
Vielmehr tauchen sie hervor.
Aus den Tiefen meines Gedächtnisses.
Hier erhielt ich sie.
Die musikalische Sozialisierung.
Papa äussert Reue.
Dass er nicht früher aufgehört hat.
Eigentlich wollte er wandern gehen.
Im Alter.
Stattdessen schleppt er ihn umher.
Den gebrechlichen Körper.
Sie sei kleiner als befürchtet.
Die Gefahr vom Tumor.
Es sei ein Meningeom.
Ein gutartiger Tumor.
Etwas Gutartiges stellt alles auf den Kopf.
Das komplette Leben meiner Eltern.
Fünf Uhr.
Aufstehen.
Scheisse von Liegeflächen schaben.
Kühe melken.
Einige davon das allerletzte Mal.
In der Dunkelheit der Viehlastwagen.
Wie ein Raumschiff beleuchtet.
Surreal.
Ein herausgeputzter Viehbestand.
Rund die Hälfte davon verschwindet.
Nach ordentlich Gezerre.
Im erleuchteten Schlund.
Dem Tode entgegen.
Weg sind sie.
Tränen fliessen.
Der Stall ungewohnt leer.
Eine Kuh muht.
Ihr Kalb wurde abgeführt.
Sie nicht.
Sie trägt neues Leben in sich.
Eine «volle Kuh».
Schlachten verboten.
Ihre Milch wird verfüttert.
An andere Kälber.
Diese werden später abgeholt.
Bezahlung erfolgt nach Gewicht.
Übergewicht bedeutet Kategorienwechsel.
Und damit geringerer Wert.
Mehr ist hier manchmal Weniger.
Regulierungen prägen es.
Das Berufsbild.
Verzerren es.
Ins Unerträgliche.
Bauern sprechen darüber.
Miteinander.
Immer.
Studierte Leute entschieden Dinge.
Irgendwo.
Das Beste fürs Tierwohl.
Für die Umwelt.
Ställe seien dann zu klein.
Drei Zentimeter.
Pro Kuh.
Oder der Miststock.
Er stehe am falschen Ort.
Jahrzehntelange Praxis.
Für falsch erklärt.
Unverständnis.
Anpassungen wären notwendig.
Anpassungen die viel Geld kosten.
Geld das vielleicht fehlt.
Ein Teufelskreis.
Keine Anpassungen, keine Direktzahlungen.
Landwirt*innen am Ende.
Normen zerstören Existenzen.
Bürokratie und Kuhscheisse.
Schwer in Relation zu setzen.
Morgens im Stall.
Kälter als sonst.
Weniger Kühe die wärmen.
Papa stutzt die Klauen einer Kuh.
Einem Nagelstudio gleich.
Er seufzt dabei.
Weil es das letzte Mal ist?
Weil ihm die Knie schmerzen?
Seine Hüften?
Sein Rücken?
Ich verlasse den Hof.
Fahre nach Luzern zurück.
Wo meine Arbeit wartet.
Ich kehre zurück.
Mama holt mich am Bahnhof.
Weg vom Dorf.
Durch den dunklen Wald.
Zurück zum Arsch der Welt.
Oder eher der Rand der Gesellschaft?
Ein paar Tage war ich wieder Teil von jener.
Arbeit, Austausch und Spass.
Kaum Erholung.
Scham, Letzteres zu erwähnen.
Schreibe ich doch über ein anderes Leben.
Mit kaum je Platz für Erholung.
Eine Kuh ist schon wieder krank.
Zwei Kätzchen haben Gebrechen.
Leid gehört zum Hofleben.
Manchmal endet es im Tod.
Manchmal in seiner Hinauszögerung.
Immer und immer wieder. Hört das nie auf?
Er ist der Idealfall.
Auf einem Hof.
Der geplante Tod.
Doch was sind Ideale und Normen?
Solange es die Natur gibt?
Den Zufall?
Die Voroperation naht.
Unruhe.
Ich tränke Zwillingskälber.
Sie zanken sich.
Machen nicht was ich will.
Ich werde aggressiv.
Die Operation ist eine Sache.
Der fremde Ort eine andere.
Alleine.
Tagelang.
Unter fremden Leuten.
Seit Jahrzehnten Papas erstes Mal.
Er ist nicht weltfremd.
Er begab sich bloss nicht oft in sie.
Er hat seinen Rückzugsort.
Doch dieser zerfällt.
Ich beharre aufs Fotografieren.
Vor dem Spital.
Er fühlt sich beobachtet.
Die Leute kennen ihn nicht.
Belanglos was sie über ihn denken.
Die Privatklinik.
Spiegel unserer Gesellschaft.
Klassenunterschied beim Empfang.
Mehr Geld, schnellerer Anmeldeprozess.
Exklusivität.
Ein Herr im schicken Mantel.
Papa daneben.
Ihn schickt man los.
In Eingeweide des Krankenhauses.
Mit Zettelchen.
Der andere wird abgeholt.
Mit Händedruck.
Odyssee ins 2er-Zimmer.
Bettnachbar mit Prostataoperation.
Fällt bei Papa auch noch an.
Ebenso die Hüfte.
Und die Knie.
Fortan wird der Stall abgelöst.
Durch Krankenstationen.
In jenen Orten.
Des menschlichen Gebrechens.
Papas Nervosität unverkennbar.
Sein Humor hält Stellung.
«Was geschieht mit diesem Hohlraum?
Den dieser Hirnstein hinterlässt?
Füllt man den mit Bauschaum?»
Die Ärztin erklärt es.
Sie kappt dem Fremdkörper die Blutzufuhr.
Macht ihm den Gar aus.
Kleiner als 1% die Wahrscheinlichkeit.
Dass etwas schief ginge.
Dass Papa zu Schaden kommt.
Selten sind 1% so viel.
Häkchen da.
Unterschrift dort.
Rolf Streit gibt sein Leben.
Aus der Hand.
Diese berührt eine andere.
Jene meiner Mama.
Sie vergiesst Tränen.
Sein Blick emotionslos.
Abschied nehmen.
Bis bald.
Mama spricht von Erlösung.
So hätte es nicht weitergehen können.
Der Hof erwacht.
Ohne Papa.
Mama schlaflos.
Verfasst die tägliche To-Do-Liste.
Eine volle A5-Seite.
Ihr Organisationstalent.
Doch es zermürbt sie.
Mental.
Körperlich.
Was dagegen tun?
Zuversicht derweil betreffend Papa.
Im Spital stirbt niemand.
An Blähungen.
An Euterentzündungen.
An Würmern.
Oder falschem Essen.
Die Wissenschaft regelt das schon.
Doch bewahrt sie nicht vor allem.
Nicht vor einem Hungerlohn.
Nicht vor lebenslangem Kaputtschuften.
Fahrt nach Zürich.
Zur Freundin.
Ferien planen.
Ich muss weg.
Unterwegs der Anruf.
Papas Haupteingriff erfolgt.
Schnellstmöglich.
Am nächsten Tag.
Werweissen um die Gründe.
Schlimmere Lage als gedacht?
Angst vor steigenden Corona-Fallzahlen?
Vor Bettenknappheit?
Spontaner Besuch im Spital.
Da sitzt er.
Gehüllt in weissblauen Patientenkittel.
Beine in weissen Strümpfen.
Alles sauber.
Surrealer Anblick.
Papa wirkt zerbrechlich.
Passiv.
Die Voroperation bemerkbar.
Bei ihm Mama.
Sie besprechen den Hof.
Die Abgabe der Tiere.
Das Problem der Nachfolge.
Ein kaputtes Wasserrohr im Stall.
Den kommenden Schnee.
Was denkt der Bettnachbar?
Er verschwindet.
Eine Krankenschwester.
„Was sind ihre Menü-Wünsche?“
Das überfordert Papa.
Seine Köchin sitzt neben ihm.
Sein Bett ist verstellbar.
Per Knopfdruck.
Das amüsiert ihn.
Passt aber nicht zu ihm.
Er gehört nicht hierher.
Meine Eltern.
Eine Berührung.
Mamas Unmut.
Zur Seite geschoben.
Sie blickt ihn an.
Fürsorge.
Drückt ihre Stirne an seine.
Ein Kuss.
Sie gehören zusammen.
Ich umarme Papa.
Eine Seltenheit.
Zuletzt bei der Aufbahrung.
Seines Sohnes.
Meines Halbbruders.
Abschied.
Papa lebt.
Neun Uhr abends.
Anruf von Mama.
Weinend.
Die Operation vorbei.
Mitteilung vom Arzt persönlich.
Papa habe viel Blut verloren.
Die OP unerwartet lange.
Er sei «drüben».
Endlich etwas Gutes.
Erster Schritt geschafft.
Trotzdem.
Unsicherheit.
Mamas Zweifel.
«Ich weiss nicht, wem ich morgen begegne…»
Ist er noch derselbe?
Mama weint.
Erleichterung.
Mit Unsicherheit im Schlepptau.
Noch gilt Intensivstation.
Morgen folgt der Besuch.
Meine Sorgen betreffen beide.
Es sei übrigens eine Pilzerkrankung.
Bei den Kätzchen.
Noch nie habe es das gegeben
Auf dem Hof.
In all den Jahrzehnten.
Ein wenig malträtiert.
Ein Teil des Schädels kahl geschoren.
Sein Kopf aufgedunsen.
Die Augen geöffnet.
Nicht vollends da.
Er schwebt noch.
Im Nebel der Medizin.
Plaudern geht jedoch.
Erstaunlich gut.
Erleichterung schwingt mit.
Die Stimmung beinahe locker.
Der Bettnachbar furzt unkontrolliert.
Dieselben Fragen:
Wie geht es weiter?
Wo sollen sie wohnen?
Wer übernimmt den Hof?
Warmer Händedruck.
Erneuter Abschied.
Wieder auf dem Hof.
Mit Papa.
Der steht um 07.00 Uhr auf.
Draussen wartet niemand.
Kühe und Kälber weg.
Ein paar davon leben noch.
Irgendwo anders.
Auch der Schafstall still.
Einzig Hühner gackern.
Mit dem Leben wich die Farbe.
Der Schnee ist da.
Veränderung.
Ordnung und Sauberkeit. Breiten sich aus.
Papa arbeitet wieder.
Putzt, räumt auf.
Die kahlrasierte Fläche wich.
Ein feiner Haarflaum.
Papa erzählt wieder lebhaft.
Von allerlei Dingen.
Keine Spur von Trauer.
Trotz überstürztem Abschied der Tiere.
Noch bleibt der Hof.
Drei Fotos von diesem.
An die Verpächter.
Für ein Zeitungsinserat.
Das bereitet Papa Kopfzerbrechen.
Paradox.
Er fotografierte hier.
Jahrelang.
Hat tausende Bilder.
Ein weiteres Lebenswerk.
Im Gepäck Papas.
Ich chauffiere herum.
Begegnung mit der Nachbarin.
Eine relative Bezeichnung.
Andere Dimensionen hier oben.
100 Meter weiter unten wohnt sie.
Mit Mann.
Früher gab es häufiger Kontakt.
Nachwuchs in derselben Schule.
Doch die Verbindung entfiel.
Die Kinder weg.
Ein seltsames Gespräch.
Interesse über die Nachfolgerschaft.
Alle blicken hoch zum Hof.
Gefühlt.
Und tratschen über seine Zukunft.
Verschwindet der da oben wieder?
Der Fremde.
Wir besuchen Oma im Altersheim.
Papas Mutter.
Schwach liegt sie da.
Erkennt uns zuerst gar nicht.
Beginnt zu zittern und stöhnen.
Ihr Körper eine schwache Hülle.
Ihr Verstand verbleicht.
Sie klagt.
Würde so gerne einschlafen.
Endgültig.
Ich wünsche es ihr.
Abschied nach jedem Besuch.
Der möglicherweise Letzte.
Doch der fällt mir nicht schwer.
Letztes Weihnachtsfest auf dem Hof?
Ungewohnter Ablauf.
Das erste Mal.
Seit ich denken kann.
Festschmaus.
Statt Stalldienst.
Die gewohnte Kerzenanzündrunde.
Der Reihe nach ein Licht.
Eine wärmende Flamme.
Für jemanden.
Für etwas.
Mal zaghaft.
Mal weniger.
Tiere, Menschen, Länder, die Welt an sich.
Vielen und vielem tut sie gut.
Ein jährliches Konglomerat.
Von wachsender Bedrückung.
Die Zukunft verdüstert sich.
Kerzen alleine helfen nicht.
Ein Docht flammt auf.
Für Papa.
Für Mama.